Der Kalte Krieg als Unterrichtsthema: Außerschulische Lernorte in Schleswig-Holstein
Wie kann man den Schülerinnen und Schüler das Unterrichtsthema "Kalter Krieg" (mit dem geografischen Schwerpunkt Schleswig-Holstein) 25 Jahre nach seinem Ende vermitteln?
Im Rahmen des Buchprojektes mit dem Arbeitstitel "Grenzen überwinden - gemeinsam aufarbeiten - Schleswig-Holstein, Dänemark und die DDR", beschäftigt sich das Seminar für Politikwissenschaft und Politikdidaktik mit außerschulischen Lernorten des Kalten Krieges in Schleswig-Holstein. Das Buchprojekt wird initiiert durch das Projekt "Schleswig-Holstein, Dänemark und die DDR - eine europäische Grenzregion im Kontext der deutsch-deutschen Teilung", es wird gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und ist ansässig an der Internationalen Bildungsstätte Jugendhof Scheersberg.
Fotos aus dem Tiefbunker neben dem Flensburger Rathaus und dem Regierungsbunker in Sankelmark
Außerschulische Lernorte sind beispielsweise die Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup, diverse Bunkeranlagen, ehemalige Kasernen und aktuelle Konversionsprojekte. Begrenzt zählen auch die im Kalten Krieg vorbereiteten Straßenblockaden und Notlandeplätze auf der Autobahn, die sich unterrichtlich mit Hilfe von Google-Earth erschließen lassen, zu möglichen Lernorten. In den ehemals geheimen Regierungsbunkeranlagen, beispielsweise dem Bunker Simon in Sankelmark, kann man die sehr bedrückende und entmutigende Atmosphäre des Existierens im Bunker erahnen. 80 Ministerialbeamte und drei Minister der Landesregierung hätten die Folgen eines Atomschlages in dieser Anlage vermutlich 14 Tage lang überlebt. Gleiches gilt für den Tiefbunker neben dem Flensburger Rathaus, in dem 2.000 Personen Schutz vor dem direkten Strahlentod gefunden hätten. Rund 2% der Zivilbevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland hätte im Ernstfall Platz in einem dieser Schutzanlagen finden können.
Das Seminar für Politikwissenschaft und Politikdidaktik interessiert sich aber nicht nur für mögliche außerschulische Lernorte des Kalten Krieges in Schleswig-Holstein. Es interessiert sich auch für die didaktische Frage, ob in der bedrückenden Atmosphäre des Bunkers neben der Informationsvermittlung durch eine externe Führung durch Zeitzeugen auch die Informationsaufnahme durch die schülerseitige Bearbeitung von Unterrichtsmaterial möglich ist.