Deutsche und dänische Perspektiven auf die bevorstehende Bundestagswahl in Deutschland

"Wer gewinnt die deutsche Bundestagswahl und warum? Wie unterscheidet sich die politische Landschaft in Deutschland von der in Dänemark? Welche Bedeutung hat die Wahl in Deutschland für Dänemark und die internationalen Beziehungen Deutschlands? Unter anderem diese Fragen wurden von einer deutsch-dänischen Expertenrunde im Rahmen der Veranstaltung  "Deutschland wählt - na und?! Podiumsdiskussion und Hintergründe zum politischen System im deutsch-dänischen Vergleich" diskutiert. Die Podiumsdiskussion fand am vergangenen Donnerstag an der Syddansk Universitet in Odense, Dänemark, statt. Federführend organisiert wurde die Veranstaltung vom Interreg-Projekt "Videnregion/Wissensregion Syddanmark Schleswig-Holstein".
Die Vertreter auf dem Podium - Siegfried Matlok (Journalist und ehemaliger Chefredakteur "Der Nordschleswiger"), Benjamin Eschenburg (Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel), Moritz Schramm (Institut für Kulturwissenschaften, Syddansk Universitet), Peer Egtved (Seminar für Politikwissenschaft und Politikdidaktik, Universität Flensburg) debattierten in einem bis auf den letzten Platz besetzten Hörsaal rege über die Thematik. Moderiert wurde die Diskussion von Christian Benne (Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland und Lektor am Institut für Kulturwissenschaften Syddansk Universitet) und Thomas Wegener Friis (Institut für Geschichte, Syddansk Universitet).


Schon nach kurzer Zeit waren sich die Experten in einem Punkt einig: einen langweiligeren Wahlkampf als den aktuellen hat es in den letzten Jahrzenten in Deutschland nicht gegeben. Die Gründe dafür sehen die Experten vor allem in der Ähnlichkeit der Wahlprogramme und durch die Befürchtung der Parteien, durch zu offensiven Wahlkampf Wählerstimmen zu verlieren. Dennoch stellten die daenischen Teilnehmer einhellig fest, dass es noch nie so viel Interesse an einer Bundestagswahl wie diesmal in den dänischen Medien gegeben hat. Auch über die Rolle der neu entstandenen Partei "Alternative für Deutschland" wurde kontrovers diskutiert, während einige Experten der Partei durchaus zutrauen, die 5%-Hürde zu überwinden, sehen andere die Partei eher bei 3% und damit nicht im nächsten Bundestag.  Die Distanz zwischen der politischen und der realen Welt sowie Unterschiede zwischen Deutschland und Dänemark sahen die Debattierenden insbesondere in der in Deutschland geführten Diskussion um die gleichgeschlechtliche Ehe und das Adoptivrecht. Einig waren sich die Experten darüber, dass Deutschland in den vergangenen Jahren internationaler und offener geworden ist und beleuchteten die Auswirkungen einer eventuellen Autobahnmaut für PKW auf den Grenzhandel und die Reiseaktivitäten der Dänen. Mit Verwunderung wurde auch festgestellt, dass Migration faktisch kein Thema im deutschen Wahlkampf ist, wohingegen kritische Stimmen zum Thema Migration in Dänemark mittlerweile zum politischen Mainstream in allen Parteien gehört.
Die Podiumsdiskussion wurde mit einer Wahlabstimmung abgeschlossen. Entgegen der Expertenmeinungen, dass Angela Merkel mit der CDU weiter an der Regierung bleibt, gegebenenfalls mit einer großen Koalition, stimmten die Anwesenden eindeutig für die SPD. Selbstverständlich kann dieses Ergebnis aufgrund der Abstimmungsmodalitäten nicht als repräsentativ gesehen werden.
Nach dem Ende der Veranstaltung wurden die Diskussionen in der Studentenbar "Nedenunder" der Syddansk Universitet gemeinsam mit den Teilnehmern eines internationalen Fußballturnieres und des Projektes "International Brainstormers" fortgeführt."